Liebesgedichte
Die Liebe
Die Liebe hemmet nichts; sie kennt nicht Tür noch Riegel
Und dringt durch alles sich;
Sie ist ohn‘ Anbeginn schlug ewig ihre Flügel
Und schlägt sie ewiglich.
(Matthias Claudius)
Buch der Liebe
Wunderlichstes Buch der Bücher
Ist das Buch der Liebe;
Aufmerksam hab‘ ich’s gelesen:
Wenig Blätter Freuden,
Ganze Hefte Leiden;
Einen Abschnitt macht die Trennung.
Wiedersehn! Ein klein‘ Kapitel,
Fragmentarisch. Bände Kummers,
Mit Erklärungen verlängert,
Endlos, ohne Maß …
… doch am Ende
Hast den rechten Weg gefunden;
Unauflösliches, wer löst es?
Liebende, sich wiederfindend.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Lied der Liebe
Engelfreuden ahnend, wallen
Wir hinaus auf Gottes Flur,
Wo die Jubel widerhallen
In dem Tempel der Natur.
Heute soll kein Auge trübe,
Sorge nicht hienieden sein,
Jedes Wesen soll der Liebe
Wonniglich, wie wir, sich freu’n.
Singt den Jubel, Schwestern, Brüder,
Fest geschlungen Hand in Hand!
Singt das heiligste der Lieder,
von dem hohen Wesenband!
Steigt hinauf am Rebenhügel,
Blickt hinab ins Schattental!
Überall der Liebe Flügel,
Wonnerauschend überall!
Liebe lehrt das Lüftchen kosen
Mit den Blumen auf der Au,
Lockt zu jungen Frühlingsrosen
Aus der Wolke Morgentau,
Liebe ziehet Well‘ an Welle
Freundlich murmelnd näher hin,
Leitet aus der Kluft die Quelle
Sanft hinab ins Wiesengrün.
Berge knüpft mit eh’rner Kette
Liebe an das Firmament,
Donner ruft sie an die Stätte,
Wo der Sand die Pflanze brennt.
Um die hehre Sonne leitet
Sie die treuen Sterne her,
Folgsam ihrem Winke gleitet
Jeder Strom ins weite Meer.
Liebe wallt durch Ozeane,
Höhnt des Dursts im dürren Sand,
Sieget, wo Tyrannen dräuen,
Steigt hinab ins Totenland!
Liebe trümmert Felsen nieder,
Zaubert Paradiese hin,
Schaffet Erd‘ und Himmel wieder
Göttlich wie im Anbeginn.
Liebe schwingt den Seraphsflügel,
wo der Gott der Götter thront,
Lohnt den Schweiß am Felsenhügel,
Wann der Richter einst belohnt,
wann die Königsstühle trümmern,
hin ist jede Scheidewand.
Adeltaten heller schimmern,
Reiner, denn der Krone Tand.
Mag uns jetzt die Stunde schlagen,
jetzt der letzte Othem wehn!
Brüder, drüben wird es tagen!
Schwestern, dort ist Wiedersehn!
Jauchzt dem heiligsten der Triebe,
den der Gott der Götter gab,
Brüder, Schwestern, jauchzt der Liebe!
Sie besieget Zeit und Grab.
(Johann Christian Friedrich Hölderlin)
Verzweiflung an der Liebe in der Liebe
In Liebeskampf? In Todeskampf gesunken?
Ob Atem noch von ihren Lippen fließt?
Ob ihr der Krampf den kleinen Mund verschließt?
Kein Öl die Lampe? Oder keinen Funken?
Der Jüngling – betend? Tot? In Liebe trunken?
Ob er der Jungfrau höchste Gunst genießt?
Was ist’s das der gefallne Becher gießt?
Hat Gift, hat Wein, hat Balsam sie getrunken?
Des Jünglings Arme Engelsflügel werden –
Nein, Mantelsfalten – Leichentuches Falten.
Um sie strahlt Heilgenschein – zerraufte Haare.
Strahl Hillelslicht, flamm Hölle zu der Erde,
Brich der Verzweiflung rasende Gewalten,
Enthüll-verhüll. Das Feudenbett – die Bahre!
(Clemens Brentano)
Verschwiegene Liebe
Über Wipfel und Saaten
In den Glanz hinein –
Wer mag sie erraten.
Wer holte sie ein?
Gedanken sich wiegen,
Die Nacht ist verschwiegen,
Gedanken sind frei.
Errät es nur eine,
Wer an sie gedacht,
Beim Rauschen der Haine,
Wenn niemand mehr wacht,
Als die Wolken, die fliegen –
Mein Lieb ist verschwiegen
Und schön wie die Nacht.
(Joseph von Eichendorff)
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