Abschiedsgedichte

Abschied eines Freundes

Schon hast Du, Freund, der letzten letzte Küsse
auf nasse Wangen uns gedrückt;
Schon schon, beim Zaudern unentschlossner Füße,
Den schnellen Geist vorweg geschickt.

Für uns dahin! Doch nein, dem Arm entführet,
Wirst du dem Herzen nicht entführt.
Dies Herz, o Freund, einmal von Dir gerühret,
Bleibt ewig, trau von dir gerührt.

Erwarte nicht ein täuschend Wortgepränge,
für unsre Freundschaft viel zu klein.
Empfindung hasst der Reime kalte Menge,
und wünscht unausposaunt zu sein.

Ein feuchter Blick sind ihre Zaubertöne,
ein schlagend Herz ihr rührend Lied.
Sie schweigt beredt, sie stockt, sie stammelt schöne,
ums stärkre Wort umsonst bemüht.

Es winken dir beneidenswerte Fluren,
nur unsers Neides minder wert.
Zieh hin! Und find auch da der Vorsicht goldne Spuren,
um Dich besorgt, von Dir verehrt.

Dort herrscht die Ruh, dort ist der Lärm vergangen,
der hier noch Musen stören darf,
seit Pallas gern, auf Friederichs Verlangen,
die spitze Lanze von sich warf.

(Gotthold Ephraim Lessing, 1729-1781)

Liebeszweifel

Ob ich liebe, möcht ich wissen!
Ruhest Du in meinen Armen,
sinkt Dein Auge ohn Erbarmen,
nieder auf das selge Kissen.
Wie bei Sonnenfinsternissen,
alle muntern Vögel schlafen,
also fühl ich mich entschlafen,
will Dein Aug mich nicht begrüßen.

Ob ich liebe, möcht ich wissen!
Bin ich ganz mit mir alleine,
nenne ich Dich stets die Meine
und muss immer Dich vermissen,
dem magnetschen Schlaf entrissen,
muss ich wie Dein Traumbild leben,
die Gedanken, dir ergeben,
lockst Du ab zu fernen Küssen.

(Achim von Arnim, 1781-1831)

Glück der Liebe

Einem Schmetterlinge gleicht die Liebe;
wie er flatternd über Blumen schwebt,
so entflieht sie oft auf leichten Schwingen,
und nur selten kehrt sie uns zurück.

Um gewaltsam ihre Flucht zu hemmen,
strebt das kranke Herz mit leisem Weh,
möcht‘ ihr gern die raschen Flügel binden,
gern sie bannen in der Treue Kreis.

Aber wie des Schmetterlinges Farben
selbst in zarten Händen untergehn,
so vernichten Fesseln auch die Reize,
die der Liebe freie Regung schmücken.

Darum öffne ihrem kurzen Glücke
willig und genießend Geist und Herz,
aber will es wankelmütig weichen
Trauere dann – doch halt es nicht zurück!

(Charlotte von Ahlefeld, 1777 oder 1781-1849)

Nun hast auch du

Nun hast auch Du, mein Herze,
Dein großes Liebesleid,
nun bist auch du vom Schmerze
gesegnet und geweiht.
Von heut ab wird Dein Klagen
nicht tändeln mehr wie einst,
und auch Dein schönstes Sagen
wird sein, als ob du weinst.

(Christian Morgenstern, 1871-1914)

Lied des Harfenmädchens

Heute, nur heute
bin ich so schön;
Morgen, ach morgen
muss alles vergehn!
Nur diese Stunde
bist du noch mein;
Sterben, ach sterben
soll ich allein.

(Theodor Storm, 1817-1888)

Die Menschen wollens nicht verstehen

Zwei Herzen haben sich gefunden
– die Menschen wollens nicht verstehn –
und die sich innig treu verbunden,
sie sollen auseinander gehn!

Doch mächtig einen sie die Triebe,
man trennt sie, ’s ist des Schicksals Lauf,
doch in den Herzen glüht die Liebe
in Sehnsucht umso mächtger auf.

‚Er‘ ist so bleich – sie sehns mit Bangen –
und nicht zu ändern ist sein Sinn,
es schwanden doch von ‚ihren‘ Wangen
die Rosen auch schon längst dahin!

Und eines Morgens trug man beide
– die Menschen wollens nicht verstehn –
zur Ruhe nach dem Erdenleide –
dorthin, wo still die Kreuze stehn!

Dort ruhen selig sie im Frieden
des leeren Lebens matt und müd –
„geliebt, gehofft, getrennt, geschieden“
das ist das alte, alte Lied!

(Rainer Maria Rilke, 1875-1926)

Es ist besser so

Es ist besser so.
Reich mir die Hand. Wir wollen froh
und lachend voneinander gehen.
Wir würden uns vielleicht nach Jahren
nicht mehr so gut wie heut verstehn.
So lass uns bis auf Wiedersehn
ein reines, treues Bild bewahren.
Du wirst in meiner Seele lesen,
wie mich ergreift dies harte Wort.
Doch unsre Freundschaft dauert fort.
Und ist kein leere Traum gewesen,
aus dem wir einst getäuscht erwachen.
Nun weine nicht; wir wollen froh
noch einmal miteinander lachen. –
Es ist besser so.

(Joachim Ringelnatz, 1883-1934)

Verlorene Liebe

Lieder schweigen jetzt und Klagen,
nun will ich erst fröhlich sein,
all mein Leid will ich zerschlagen
und Erinnern – gebt mir Wein!
Wie er mir verlockend spiegelt
Sterne und der Erde Lust,
stillgeschäftig dann entriegelt
all die Teufel in der Brust,
erst der Knecht und dann der Meister,
bricht er durch die Nacht herein,
Wildester der Lügengeister,
ring mit mir, ich lache Dein!
Und den Becher voll Entsetzen
Werf ich in des Stromes Grund,
dass sich nimmer dran soll letzen
wer noch fröhlich und gesund!

Lauten hör ich ferne klingen,
Lustge Bursche ziehn vom Schmaus,
Ständchen sie den Liebsten bringen,
und das lockt mich mit hinaus.
Mädchen hinterm blühnden Baume
winkt und macht das Fenster auf,
und ich steige wie im Traume
durch das kleine Haus hinauf.
Schüttle nur die dunklen Locken
aus dem schönen Angesicht!
Sieh, ich stehe ganz erschrocken:
Das sind ihre Augen licht,

Locken hatte sie wie Deine,
Bleiche Wangen, Lippen rot –
ach, du bist ja doch nicht meine,
und mein Lieb ist lange tot!
Hättest du nur nicht gesprochen
und so frech geblickt nach mir,
das hat ganz den Traum zerbrochen
und nun grauet mir vor Dir.
Da nimm Geld, kauf Putz und Flimmern,
fort und lache nicht so wild!
O ich möchte dich zertrümmern,
Schönes, lügenhaftes Bild!

Spät von dem verlornen Kinde
kam ich durch die Nacht daher,
Fahnen drehten sich im Winde,
alle Gassen waren leer.
Oben lag noch meine Laute
und mein Fenster stand noch auf,
aus dem stillen Grunde graute
wunderbar die Stadt herauf.
Draußen aber blitzts vom weiten,
Alter Zeiten ich gedacht´,
Schaudernd reiß ich in den Saiten
und ich sing die halbe Nacht.
Die verschlafnen Nachbarn sprechen,
dass ich nächtlich trunken sei –
O du mein Gott! und mir brechen
Herz und Saitenspiel entzwei!

(Joseph von Eichendorff, 1788-1857)

Weitere Zitate zu den Themen Abschied und Trauer finden Sie auf der Seite Zitate Trauer. Lesen Sie hier auch die beliebtesten „Vermisse Dich“ Sprüche.

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